Firmung - Sakrament des Heiligen Geistes

Das Thema der Firmungen vom 31. Mai und 1. Juni lautete: «Lass den Feuerfunken fliegen». Um unser inneres Feuer zu hüten brauchen wir immer wieder den Kontakt zum göttlichen Feuer, den Kontakt zu Jesus und auch den Kontakt zu anderen, an denen wir uns entzünden können. In dem Feuer erkennen wir ein Zeichen für den Geist Jesu, den heiligen Geist – die heilige Geistkraft, Gottes Lebendigkeit und Leidenschaft, welche in jeder und jedem von uns zuhause ist. Etwas Ähnliches haben damals auch die Jünger in Jerusalem erlebt. Lassen wir unseren Feuerfunken immer wieder fliegen!

Predigt von Generalvikar Richard Lehner anlässslich der Firmung in den Pfarreien Region Leuk

Liebe Firmlinge,
liebe Brüder und Schwestern

Ihr habt eure Firmung mit Hilfe des Bildes vom Feuer vorbereitet. Ihr wollt, den Feuerfunken fliegen lassen. Wir haben in der Lesung von den Jüngern Jesu gehört. Diese zwölf Freunde waren nach dem Tod von Jesus völlig verzweifelt. Aus Angst vor jenen Menschen, die damals an der Macht waren, die in der Gesellschaft das Sagen hatten, haben sie sich zurückgezogen an einen einsamen Ort., in einen Raum mit verschlossenen Türen. Niemand soll ihren Kreis stören, sie wollen nichts mehr tun, ihr Feuerfunke ist erloschen. Und dann erleben diese traurigen und enttäuschten Menschen völlig unerwartet, wie ihnen neue Energie, neue Kraft geschenkt wird. Später schrieben sie über das, was sie gespürt haben. Es ist wie ein Sturm, der plötzlich daherkommt und alles in Bewegung bringt. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Sie spüren, wie ihre verlorene Hoffnung wieder zurückkehrt. Da beginnen sie wieder aufeinander zu hören und sie verstehen sich, obwohl jeder von ihnen in seiner eigenen Sprache spricht und seine eigene Meinung vertritt. Einer dieser Jünger braucht ein Bild und berichtet, dass er diese Kraft gespürt hat, wie ein Feuer, das sich auf jeden von ihnen verteilt hat. Jetzt öffnen diese Jünger die Fenster und die Türen ihres Hauses. Sie gehen hinaus und verkünden voller Freude, dass Jesus von den Toten auferstanden ist und mit seiner Kraft allen Menschen begegnet und sie begleitet.

Das ist Heiliger Geist! Wir können den Geist Gottes nicht einfach so mit unseren Augen sehen und mit unseren Ohren hören. Wir können mit ihm nicht sprechen, wie von Mensch zu Mensch. Wenn wir aber feinfühlig, offen und aufnahmebereit sind, dann spüren wir, dass uns eine Kraft erfüllt, die uns aufstehen und weitergehen lässt. Die Jünger Jesu und nach ihnen viele Frauen und Männer achten nach Pfingsten nicht länger auf das Gerede ihrer Umwelt, sie gehen ihren Weg unbeirrt weiter in der Überzeugung, dass Gott selbst sie begleitet.

Lass den Feuerfunken fliegen. Ich verstehe dieses Thema heute als Einladung das zu tun, was die Jünger getan haben. Sie haben Feuer gefangen und liessen sich von der Kraft dieses Feuers beflügeln. Ihr sollt es ihnen gleichtun. Ihr empfangt den Heiligen Geist und seine Kraft. Wir beten und singen um diesen Geist Gottes und wir glauben, dass er jedem einzelnen von euch heute begegnet und geschenkt wird. Ich darf euch ein Kreuz auf die Stirne zeichnen und euch zusagen: sei besiegelt durch die Gabe Gottes den Heiligen Geist! Und dann seid ihr an der Reihe. Ihr sollt aufstehen und euren Lebensweg weitergehen. Gefirmt sein, heisst gestärkt sein. Gestärkt mit dem Heiligen Geist sollt ihr euer Leben in die Hand nehmen und mutig Schritte in die Zukunft tun. Der Feuerfunke soll fliegen. Was das bedeuten kann, habt ihr selber uns gesagt: Freude, Fest, Freiheit, Frieden, Fröhlichkeit … Wenn der Funke fliegt, verändert sich die Welt, sie verliert ihre Finsternis und bekommt Farbe. Das ist der Auftrag, den ich euch heute mitgebe. Ich formuliere ihn als eine Bitte an euch. Lasst den Funken fliegen. Bringt Farbe in euer Leben, leistet euren Beitrag, dass das Leben hier bei euch in Agarn farbig wird. Jede und jeder von euch ist gefragt. Ich denke jetzt besonders auch an die Pfarrei Agarn. Die Pfarrei, das sind nicht nur die anderen, das ist auch nicht nur der Pfarrer. Pfarrei seid auch ihr Firmlinge und mit euch all jene, die heute mit euch hierhergekommen sind.

Ja, liebe Schwestern und Brüder, jetzt spreche ich Sie alle direkt an. Sie alle bilden miteinander die Pfarrei Agarn. Stellen Sie sich vor, was für eine neue Lebendigkeit sich einstellen kann, wenn Sie alle Ihren Schatz in der eigenen Stube finden. Dann wird Glaube nicht als Pflicht verstanden, dann sind christliche Werte mehr als bloss Tradition oder Brauchtum, dann wird die Kraft des Heiligen Geistes den Raum dieser Kirche verlassen und in Ihrem Alltag spürbar werden. Vielleicht träume ich jetzt. Das mag sein. Ich lade Sie ein mit mir zu träumen. Nehmen Sie diese heutige Firmung zum Anlass einen Neubeginn zu machen. Machen Sie sich mit Ihren Firmlingen auf den Weg, nehmen Sie das Werkzeug in die Hand um an einer lebendigen Pfarrei mitbauen. Beginnen Sie damit nicht in einigen Wochen oder Jahren, beginnen Sie Morgen damit. Lasst uns gemeinsam auf Schatzsuche gehen – hier und jetzt.

Amen