Empfang Kardinal Emil Paul Tscherrig

Im Konsistorium vom 30. September 2023 nahm Papst Franziskus den im Oberwallis in Unterems geborenen und aufgewachsenen Erzbischof Emil Paul Tscherrig in das Kardinalskollegium auf mit der Titelkirche «San Giuseppe in Trionfale» und ernannte ihn zum Mitglied der Apostolischen Signatur (oberstes Gericht der Kirche), den Dikasterien für die Selig- und Heiligsprechungen, für die Bischöfe und für die Evangelisierung, und zum Mitglied der sechsköpfigen Aufsichtskommission der Vatikanbank.

Die Ernennung zum Kardinal war für ihn eine grosse Ehre, aber auch seine Heimatdiözese Sitten, zu welcher er als Priester angehört, wurde dadurch geehrt. Denn nach Kardinal Matthäus Schiner (1465-1522) und Kardinal Henry Schwery (1932 bis 2021), konnte das Wallis in Kardinal Tscherrig wieder einen Vertreter im höchsten Organ der Kirche begrüssen. Während die beiden erstgenannten Bischöfe der Diözese zu Sitten waren, war Kardinal Tscherrig zeitlebens als Nuntius im Dienst der Weltkirche.

Am Sonntag, den 17. November 2024, war es in Leuk-Stadt dann so weit. Durch freundschaftliche Beziehungen mit der Pfarrei St. Stephan Leuk-Stadt nahm Kardinal Tscherrig die Einladung zu einem Festgottesdienst mit anschliessendem Vortrag über seine Tätigkeit als apostolischer Nuntius an.

Zunächst war es also die Pfarrei St. Stephan mit Pfarrer Daniel Noti und Pater Sebastian Mullamangalathu, die es sich eine Ehre sein liess, den Kardinal in der wunderschönen gotischen Kirche zu empfangen. Dort hielt er auch die Sonntagsmesse am «Tag der Armen», (dieser spezielle Tag der Solidarität mit den Schwachen und Armen wurde von Papst Franziskus im Jahre 2017 eingeführt). Glockengeläute und Trommelklang begleiteten den Einzug der Gemeinde-, Burger- und Zendenfahnen Leuk, der Schweizergarde unter Tageskommandant Oliver Ritz, des Zuaven-Regimentes unter Hauptmann Erno Grand und der Messdiener- und Geistlichkeits-Prozession mit dem Kardinal. Der Kirchenchor unter dem Walliser Staatsrat Roberto Schmidt und an der Orgel begleitet von Organist Enzo Sartori sang freudig und engagiert die Missa brevis in C-Dur (Orgelsolomesse) KV 259 von Mozart. Die ehrwürdige Leuker Kirche war voll besetzt. Grosse Freude herrschte an diesem Tag, welcher in die Geschichtsbücher der Pfarrei St. Stephan eingehen dürfte.

In seiner Homilie ging Kardinal Tscherrig die Lesungen und das Evangelium vom 33. Sonntag im Jahreskreis B ein, nach dem «alles was Himmel und Erde angehört, vergehen wird, nicht aber Gottes Wort». Wie die Lesungen des Tages weiter lauteten, liegen angekündigte Ereignisse und Katastrophen der vom Himmel fallenden Sterne beim Ende der Welt in Gottes Hand und jenseits der Vorstellung. Paulus schreibt in seinem Brief an die Korinther, dass die Gläubigen dann aber «verwandelt werden». Für Christen hat diese Verwandlung, so Kardinal Tscherrig, bereits begonnen: «Jetzt sind wir Kinder Gottes», die auf ein ewiges Leben hoffen dürfen. Deren Zeit hat eine Richtung auf Christus, auf das ewige Leben und die Liebe Gottes, die auch Arme, Einsame und Randständige aufrichtet. Jetzt, in dieser Zeit, die sich oft wenig mit Jesus identifiziert, gilt es, sich als Kinder Gottes zu erweisen, das heisst, Weisheit für die Kirchenleitung, Dienstbereitschaft für alle Gläubigen, Verantwortung für die politisch Tätigen, Hilfe für die Ausgeschlossenen, Vorbilder für die Jugendlichen, Frieden für die Lebenden und Verstorbenen zu erbitten und – nach Kräften – zur Erfüllung des so umrissenen christlichen Weltbildes beizutragen.

Am Schluss dieses Festgottesdienstes spendete Kardinal Tscherrig, mit Bischofsstab und Mitra versehen, den apostolischen Segen. In seiner bescheidenen, volksnahen Art dankte er der Pfarrei Leuk-Stadt für den freundschaftlichen Empfang im Bezirksort Leuk und traf dann nach der heiligen Messe bei einem Apéro auf dem Kirchplatz auf Pfarreiangehörige wie auch auf zahlreiche, vertraute Gesichter aus seiner Heimat, Unterems Zur Feier des Tages feuerte dann das päpstliche Zuaven Regiment Ehrensalutschüsse ab.

Am Nachmittag lud dann die Burgerschaft Leuk auf 15.00 Uhr zu einem Vortrag von Kardinal Tscherrig zum Thema «Der diplomatische Dienst des Heiligen Stuhls» ein, welcher im Rathaus Leuk statttfand. Kardinal Tscherrig betonte in seinen interessanten Ausführungen, dass die Kirche die Diplomatie als Teil ihrer Missionsaufgabe sieht. Über ihre Botschaften (Nuntiaturen) will sie auch Lokalkirchen fördern und eine «Prophetische Stimme in der Welt sein», die sich durch Pflege des Dialogs, von Begegnungen und mit Einsatz für die Armen dieser Welt als «sanfte Diplomatie» (Soft Diplomacy) versteht, da sie ja keine Armee besitzt und einen Staat vertritt, der nur einen halben Quadratkilometer Fläche hat und der die Unabhängigkeit des Papstes garantiert. Höchste Autorität ist dort der Heilige Stuhl mit dem Papst als Oberhaupt, der durch Lehramtsschreiben, Reisen, Begegnungen und Gottesdienste, erster Diplomat ist. Der Stadt-Staat Vatikan wurde 1929 gegründet. Der Nuntius – auch Kardinal Tscherrig war dies – verhandelt mit den Bischofskonferenzen, Regierungen und internationalen Organisationen (UNO, USZE, Postunion, Telekommunikation, Getreidemarkt).

Der erste Nuntius wirkte um 453 n. Chr. Sitz der Diplomatie ist die Päpstliche Akademie an der Piazza della Minerva in Rom. Kardinal Tscherrig absolvierte diese Schule und kam in folgende Arbeitsorte: Uganda (1978–1981), Südkorea (1981–1984), Bangladesch (1986), Reisearbeiten mit Papst Johannes Paul II. (1986–1996, 44 Reisen), Burundi (1996–2000), Trinidad-Tobago (2000–2004), Südkorea und Mongolei (2004–2008), Nordische Länder (2008–2012), Argentinien (2012–2018), Italien und San Marino (2018–2024).

In all diesen Ländern leistete unser Schweizer Landsmann Kardinal Emil Paul Tscherrig karitative, organisatorische und diplomatische grosse Arbeit und Hilfeleistung im Sinne christlicher Weltanschauung.

Möge sein eindrucksvoller Einsatz für die Katholische Kirche in der Welt nun in Rom weiterhin von Erfolg gekrönt sein! Wir wünschen ihm dazu das Allerbeste und Gottes reichen Segen!

(Bilder und Text von Alois Grichting)